In Teil 1 ging es um Geld-Gewohnheiten „echter“ Millionäre. Also solche, die wirklich vermögend sind – besser gesagt finanziell frei – und nicht diejenigen, die nur so tun, indem sie Villen, Yachten und teure Autos kaufen.
Ihr Erfolgsrezept scheint eine Kombination aus Bescheidenheit auf der einen Seite und der Bereitschaft auch mal viel Geld in die Hand zu nehmen, wenn es für sie zählt, auf der anderen zu sein.
Genau diese Einstellung finde ich genial und denke, dass auf diese Weise jeder wie ein Millionär leben könnte und vielleicht auch sollte. Das Beste nämlich daran, man muss dafür kein Millionär sein, um wie einer zu leben. Langfristig kann man mit diesem Mindset jedoch zu einem werden und genau deshalb ist er Teil meines Finanzplans.
Ähnlich sieht es übrigens der australische Barefoot Investor Scott Pape. Seiner Meinung nach müsse man nicht erst Millionär sein um jeden Tag – wie er sagt – Erste Klasse fliegen zu können, sondern vielmehr darauf achten bewusster und weiser mit seinem Geld umzugehen. Sein bestes Beispiel, um jeden Tag Erste Klasse fliegen zu können, sind seine Unterhosen. Kein Scherz. Bei Dingen, die er täglich nutzt und ihm wichtig sind, achtet er auf Qualität und ist bereit dafür einen höheren Preis zu zahlen. Damit fühlt er sich reich, während er bei anderen Dingen, die ihm weniger wichtig sind, bewusst den Geldhahn zudreht und dabei nichts vermisst.
Aber genug geschwafelt, ich hatte Dir ja versprochen zu zeigen, wie ich selbst diese (für mich damals neue) Erkenntnis aus dem Buch „The Millionaire Next Door“ heute lebe.
1. Ich bin grundsätzlich sparsam
Irgendwie war ich das schon immer. Bevor ich als Kind wusste, dass es Möglichkeiten gibt, sein Geld für sich arbeiten zu lassen und dabei mehr herausspringen kann als die damals ~2% Festgeldzinsen, war für mich Geld immer eine endliche Resource.
Die Denke: „wenn man nicht für Geld arbeitet und man stattdessen nur Geld ausgibt, dann verschwindet das Angesparte irgendwann.“
Deshalb habe ich ziemlich schnell gelernt unter meinen Verhältnissen zu leben.
Das hat mir schon während des Studiums sehr geholfen. Ganz ohne Hilfe der Eltern ging es natürlich nicht, wenn es zum Beispiel um Semestergebühren ging, aber ich habe es geschafft über die Zeit mit Stipendien, Praktika & Co. gut auszukommen.
Wenn ich mir so meinen Budgetplaner ansehe, hatte ich seit 2011, seit dem ich meine Ausgaben verfolge, auch nie ein negatives Jahressaldo. Im Gegenteil, ich konnte sogar Geld zur Seite legen (Semestergebühren nicht eingerechnet; danke Mams und Paps 🙂 ).
Während meine Einnahmen mit der Zeit gestiegen sind, als ich mit dem Studium fertig war und angefangen habe zu arbeiten, haben sich meine Ausgaben nur wenig erhöht.
Für mich ist das ein weiterer wichtiger Schlüssel. Ich habe bewusst darauf geachtet, nicht in einer Ausgabeninflation zu enden. Es ist nämlich zu leicht Ausgaben an das neue Einkommen anzupassen, aber sehr schwer Ausgaben wieder zu senken, wenn man sich an das neue Hoch erstmal gewöhnt hat.
Mit zunehmendem Einkommen gönne ich mir natürlich auch öfters mal etwas. Viel Geld geht auch für Geschenke an meine Eltern (und Freundin!) drauf. Mehr heute als früher möchte ich nämlich vermeiden, dass ich krampfhaft jeden Cent zweimal umdrehe und das Gefühl bekomme auf etwas zu verzichten zu müssen. Das heißt jedoch nicht, dass ich mir jeden Quatsch kaufe und mein Geld blind verprasse.
Was mir dabei heute sehr hilft ist auch ein gesunder Minimalismus. Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch an meine goldene Regel, mit der ich zwei Kriterien aufgestellt habe:
- Hat der Gegenstand einen ästhetischen oder emotionalen Wert für mich (und habe ich Platz, um ihn aufzustellen)?
- Hat der Gegenstand einen konkreten Nutzen für mich?
Ich war echt überrascht, wie viele Dinge man sich normalerweise kauft, die eigentlich durch beide Fragen durchfallen. Lies Dir den o.g. Artikel und meine Beispiele darin vielleicht noch Mal durch, um zu sehen, was ich genau meine.
Ich denke ein weiterer wichtiger Punkt für mich sind meine Fixkosten. Seit meinem Studium haben sie sich weder im Betrag noch in der Anzahl stark erhöht. Derzeit wären das bei mir Miete, DSL, Strom, private Haftpflicht, Reisekrankenversicherung… und das wars dann auch schon.
Ich nutze zwar ein Auto, wo die Kfz-Versicherung und -Steuer auch Fixkosten wären, aber da es nicht auf mich angemeldet ist, trage ich die Kosten zumindest nicht direkt.
Warum ich denke, dass Fixkosten so wichtig sind? Davon abgesehen, dass sie sehr leicht dazu führen, dass man Monat für Monat mehr ausgibt als einem lieb ist (Beispiel: €60 p.m. für das Fitnessstudio, in das man vielleicht 2-3 Mal im Monat geht, aber einen 12 oder sogar 24 monatigen Vertrag abgeschlossen hat), sind Fixkosten definitiv auch Schulden und genau deswegen halte ich sie möglichst unter Kontrolle.
So viel jedenfalls zum Thema Sparsamkeit bei mir. Die für mich wichtigsten Punkte nochmal zusammengefasst:
- unter den Verhältnissen leben: Ausgaben < Einnahmen
- unnötige Ausgabeninflation vermeiden: ein gesunder Minimalismus hilft
- Fixkosten klein halten: Fixkosten sind auch Schulden
2. Ich brauche keine Statussymbole
„We tend to buy things we don’t need, with money we don’t have, to impress people we don’t like.“
Ich muss irgendwie immer an diesen Spruch denken, wenn ich Hèrmes Gürtel, Rolex Uhren, Louis Vuitton Taschen, usw. sehe.
Ich will dabei gar nicht über andere urteilen, denn jeder mag sein Geld für das ausgeben, was ihm lieb und wichtig ist. Ich für meinen Teil habe einfach gemerkt, dass zu viele Kaufentscheidungen hauptsächlich davon abhängen, was andere davon denken.
Ein Beispiel: Eine Rolex hat ein ausgezeichnetes Uhrwerk, keine Frage, aber ich bin mir absolut sicher, dass sich niemand eine €8.000 Rolex kauft, weil sie das beste Preis-/ Leistungsverhältnis hat. Eine Rolex und dann noch der passende Porsche ist hier in Frankfurt nicht selten der Einstieg, um das Image zu vermitteln: „ich bin erfolgreich, ich kann es mir leisten“ zu vermitteln – oder nicht? … natürlich streiten es viele ab.
Ich selbst bin jedenfalls nicht bereit bis zu 90% des Kaufpreises nur für die Marke zu zahlen, nur damit jemand anderes von mir besser denken könnte.
Und genau diese Einstellung spart mir ne Menge Geld! Geld, dass ich wiederum investieren kann und mir einen Vorsprung verschafft.
Meine persönlichen Beispiele
- Ich fahre immer noch meine alte Kiste, einen VW aus meinen Studienzeiten. Er verrichtet seine Dienste, ist günstig im Unterhalt und hat ein super Preis-/ Leistungsverhältnis. Weil ich ein Auto nur etwa 1-2 Mal im Monat nutze, brauche ich kein Auto, dass ich vorführen kann. Nach Ableben meiner alten Kiste werde ich wahrscheinlich sogar auf Mietwagen umsteigen, denn das wäre in meinem Fall noch günstiger als ein neuer Gebrauchtwagen.
Vor allem beim Thema Autos gehen die Meinungen mit Sicherheit stark auseinander. Wenn ich es tagtäglich und vielleicht sogar beruflich nutzen müsste, wäre meine Entscheidung sicherlich eine andere als meine alte Kiste zu behalten. Zu erkennen, wofür ich das Auto jedoch genau brauche hilft mir, die bessere Entscheidung zu treffen und selbst einzusehen, dass ich einen neuen 5er BMW, nur um den Nachbarn zu beeindrucken, gar nicht brauche.
- Ich trage keine bekannten Markenuhren. Stattdessen ist zum Beispiel eine meiner Uhren ein gewisser Hidden Champion für mich. Die Qualität und das Design sind Top und auch das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Den deutschen Designern war Minimalismus und Design sogar so wichtig, dass sich der Markenname nur auf der Rückseite findet. D.h. theoretisch trage ich nicht Mal eine Marke. Das Beste!
- Bei Kleidung ist es sehr ähnlich. Ich trage kein Hèrmes, Hugo Boss, Ralph Lauren. Es muss gut sitzen, gut aussehen und Qualität haben. Die Marke ist da Nebensache. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die psychologische Wirkung. „If you dress like a million bucks, you will feel like a million bucks“. Kleidung beeinflusst sehr wohl das eigene Selbstbewusstsein und Auftreten. Ich achte hier jedoch viel mehr darauf, dass es sich gut anfühlt und gut sitzt, denn genau das gibt mir dieses Gefühl, nicht das Preisschild der Marke.
Wichtig an dieser Stelle, der Verzicht auf Statussymbole bedeutet nicht, dass man auf Qualität verzichten muss. Im Gegenteil.
Und ich finde es wichtig Statussymbole als solche erkennen zu können. Denn es kann nämlich durchaus sein, dass man zwar viel Geld für die Marke ausgibt, aber dafür eine schlechtere Qualität erhält. Die großen Marken müssen ja schließlich auch noch ihre immensen Werbebudgets für die George Clooneys dieser Welt finanzieren.
Ich für meinen Teil kann deshalb gut auf Statussymbole verzichten und gehe meinen eigenen Weg. Bei mir haben andere Dinge einfach höhere Priorität.
3. Ich gebe (gerne) Geld aus, wenn es für mich zählt
Das „gerne“ steht gewollt in Klammern, denn das bewusste Ausgeben von Geld musste ich erst lernen. Schließlich ist es in jedem Fall erstmal eine Ausgabe, die der Sparsamkeit entgegen steht.
Ich habe jedoch festgestellt, dass es sich in fast 100% der Fälle lohnt auch mal mehr Geld in die Hand zu nehmen und dafür zum Beispiel eine bessere Produktqualität für Gegenstände zu erhalten, die man täglich nutzt, sich eine bessere Bildung zu verschaffen, neue Erfahrungen zu sammeln, und vieles mehr.
In der Kombination mit den vorangegangenen Punkten „sparsam leben“ und „auf Statussymbole verzichten“ macht sich das Mehr an Ausgaben im Schnitt dann auch gar nicht so sehr bemerkbar wie gedacht. Bemerkbar macht sich jedoch eine höhere Zufriedenheit und eine höhere Lebensqualität. Ich nehme an, das ist die Kunst eines echten Millionärs.
Nachfolgend ein paar Beispiele, wo ich für mich mehr Geld ausgebe und es sich für mich um ein Vielfaches auszahlt.
Meine persönlichen Beispiele
- Angefangen hat es zu Beginn meines Studiums mit einem Laptop, einem Macbook Pro. Mein zu dem Zeitpunkt nur drei-Jahre alter Dell Vostro Laptop war wirklich am Ende seiner Kräfte und es musste ein neuer Laptop her. Apple war auch damals nicht günstig, aber dadurch, dass ich den Laptop einfach JEDEN Tag nutzte, habe ich mich dazu überwunden den höheren Preis zu stemmen. Siehe da, knapp 8 Jahre später ist es immer noch mein Arbeitstier und verrichtet beste Leistung! Qualität eben.
- Zuletzt habe ich mir ein Tablet angeschafft als eine Art Laptop-Ersatz, da ich heutzutage mobil sein möchte und muss, aber mein Laptop zu klobig ist, nicht mehr in dem Umfang gebraucht wird und auch nicht mehr die selbe Ausdauer hat. Aufgrund meiner vorherigen Erfahrung musste es natürlich ein iPad werden, d.h. auch hier habe ich mehr Geld in die Hand genommen.
- Auch bei anderen täglich genutzten Dingen achte ich heutzutage vielmehr auf Qualität. Vor allem mein Bett ist mir wichtig. Deshalb habe ich ein erhöhtes Bett, dass nicht knarzt, eine große und sehr bequemen Matratze und passende Kopfkissen. Hier möchte ich einfach keine Abstriche machen. Wie mein bester Kumpel zu mir sagte: „Der Tag endet, wie man einschläft; der Tag beginnt, wie man aufsteht“. Ist das Bett nicht bequem, ist ein schlechter Schlaf und ein schlechter Tag vorprogrammiert.
- Bücher sind ein weiterer Punkt, wo ich weniger auf den Preis schaue. Die große Frage für mich ist immer, welchen Nutzen hat das Buch für mich. Genauer gesagt, welche meiner Fragen kann ich damit beantworten. Wenn das Buch mir etwas bringt, sei es auch nur eine einzige Idee, dann hat sich die Anschaffung schon gelohnt.
- Erfahrungen sind mir ebenfalls sehr wichtig. Dazu zählen vor allem Reisen mit meiner Freundin und Freunden. Dabei geht es mir nicht darum den klassischen Urlaub in einem Ressort zu verbringen, sondern z.B. in Europa an verlängerten Wochenenden auf Städtereisen zu gehen oder für mehrere Wochen die Familie meiner Freundin in Australien zu besuchen. Vor allem der Flug nach Australien schlägt mit durchschnittlich €900-1.000 pro Person zu buche, aber das ist es uns Wert.
Spartricks
Ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht auch hier weniger ausgeben kann, als ich muss. Geld ausgeben für Qualität heißt ja nicht, dass man jetzt blind drauf los stürzt.
- Mein Macbook habe ich beispielsweise als Vorgängermodell gekauft. Es ist damit immer noch ein Macbook, aber damals war es etwa €200 günstiger.
- Das iPad habe ich in Australien gekauft. Dank Wechselkurs und Umsatzsteuer-Erstattung für Touristen war es knapp €90 günstiger.
- Bücher kaufe ich in Schüben, wenn ich mal wieder den regelmäßigen 16-18% Gutschein auf fremdsprachige Bücher erhalte.
- Städtereisen kombiniere ich manchmal mit Dienstreisen, da ich dann einfach die An- oder Abreise anders lege und so vielleicht schon am Wochenende anreise.
Fazit
Sparsamkeit und eine hohe Lebensqualität schließen sich nicht aus finde ich und ich hoffe, dass es mit dieser kurzen Artikelserie ein wenig klar wurde. Am Ende des Tages geht es darum sich bewusst zu machen, für was man gerne Geld ausgibt und für was man lieber weniger bis gar kein Geld ausgibt.
Für mich haben sich jedenfalls die drei folgenden Grundregeln ergeben, die ich in meinem Leben versuche weiterhin zu berücksichtigen:
- Lebe unter Deinen Verhältnissen: Ausgaben < Einnahmen
- Sei dir klar darüber, welches Ziel Du verfolgst: legst Du z.B. mehr Wert auf finanzielle Unabhängigkeit oder auf sozialen Status?
- Gebe bewusst Geld aus, wenn es für Dich zählt
PS: Was sind so Deine Geldgewohnheiten?
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