Teil 1 – Brauche ich wirklich ein Auto?

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Noch fahre ich das selbe Auto, das ich mir Ende 2011 als Gebrauchtwagen gekauft habe.

Da ich es wohl gegen Ende diesen Jahres abgeben werde bzw. muss, spiele ich mit dem Gedanken, ob ich mir ein Neues zulege oder ob ich nicht lieber auf Mietwagen und Carsharing umsteige.

Warum ich mir die Frage überhaupt stelle

Vielleicht bist auch Du in einer ähnlichen Situation, in der Du zwar auf ein Auto angewiesen bist, aber es an den meisten Tagen gar nicht brauchst.

Denn ich selbst nutze es meist nur jedes 2. Wochenende, wenn ich meine Familie besuche (200 km entfernt), für einen Wochenendausflug in eine nahegelegene Stadt (bis zu 500 km) oder gelegentlich unter der Woche (vielleicht 1-2 Mal im Monat), wenn etwas transportiert oder jemand abgeholt werden muss.

Da ich meistens zusammen mit meiner Freundin unterwegs bin, öfters auch Gepäck dabei habe und vor allem die Anbindung an die Stadt, in der meine Familie lebt, sehr mager ist, kommen für mich (uns) Bus und Bahn einfach nicht in Frage, weil es zu viel Zeit, Mühe und Geld kosten würde.

Also bleibe ich vorerst auf ein Auto angewiesen.

Warum ich jedoch überlege, ob ich mir wieder eins anschaffe bzw. mir die Frage stelle „Kaufen“ oder „Mieten“ hat einen bestimmten Grund:

Ein Auto bedeutet nicht nur Mobilität, sondern ist auch ein teurer Luxus, den man sich gönnt. In manchen Fällen so teuer, dass es sich regelrecht zu einer „Vermögensvernichtungswaffe“ entwickeln kann und Du über Jahre Geld hinterherwerfen musst. Am Ende steht ein Gebrauchtwagen in der Garage, der nur noch ein Bruchteil seines Kaufpreises wert ist.

Das klingt natürlich erstmal sehr negativ und muss nicht immer der Fall sein. Hier jedoch ein paar Beispiele, in denen das aus meiner Sicht definitiv gilt und was für mich somit nicht in Frage kommen wird.

Vermögensfalle #1: Ein Auto auf Pump

Ich denke, dass es heutzutage mehr als einfach ist sich ein Auto zu finanzieren. Das gilt besonders dann, wenn man einen festen Job hat und über genügend Einkommen verfügt.

Eine Autofinanzierung ist für private Haushalte jedoch die Vermögensvernichtungswaffe schlechthin.

Zum einen neigt man damit gern dazu, sich so ein teureres Auto zu „gönnen“ als bei einem Barkauf. Wenn Du mehrere Jahre für das gleiche Auto hättest sparen müssen, denke ich nicht, dass Du Dich so einfach für das teurere Modell oder die bessere Ausstattung entschieden hättest. Das €2.000 teure Multimedia-Touchsystem und €1.500 teure Marken-Lautsprecherpaket erscheinen einem dann doch um einiges teurer, wenn sie direkt und sofort aus der eigenen Brieftasche bezahlt werden müssen.

Zum anderen und noch viel wichtiger sind die Zinsen die Du aufbringen musst für etwas, das jeden Tag unaufhaltsam an Wert verliert. Ich betone an dieser Stelle das Wort „muss“, denn mit jeder Art von Finanzierung verpflichtest Du Dich jede Rate zu zahlen womit Du noch abhängiger von Deinem Job wirst.

Wie hoch die Zinsen sein könnten, zeigt Dir folgendes Beispiel. Nehmen wir Mal an Du kaufst Dir ein Auto für €30.000 und finanzierst Deinen Kauf zu 100%. Bei einem Zinssatz von 4,0% p.a. wären das bis zu €1.200 an Zinsen allein im ersten Jahr. Bei dem Versuch das Auto innerhalb von 5 Jahren abzubezahlen, müsstest Du jeden Monat eine Rate von knapp €550 zahlen und hättest so über die Zeit €3.150 an Zinsen gezahlt. Bei einer Laufzeit von 7 Jahren wären das bereits knapp €4.500 allein für Zinsen.

Hinzu kommen ein garantierter Wertverlust des Autos und alle weiteren Kosten für etwaige Reparaturen.

Sich ein Auto auf Pump zu kaufen bedeutet also nichts anderes als den Verlust, den man bei einem Auto hat, zu hebeln, also mittels Finanzierung zu steigern und sich darüber hinaus über mehrere Jahre zu verpflichten, einen Kredit abzubezahlen, egal was mit dem Auto oder mit Deinem Job passiert.

Ich hatte schon Mal den Fall in der Familie, bei dem ein schönes finanziertes Auto durch eigenes Verschulden vor die Wand gefahren wurde und der Kredit noch mehrere Jahre später weiter gezahlt werden musste. Kein schönes Erlebnis, aber absolut vermeidbar.

Bei einer Aktie, wo Du zu 100% weißt, dass Du sie später mit Verlust verkaufen wirst, kommst Du ja auch nicht auf die Idee sie noch mit einem Kredit zu finanzieren.

Also Finger weg von der Autofinanzierung.

Vermögensfalle #2: Neu statt gebraucht

Egal ob ein VW Golf oder eine schicke neue Mercedes S-Klasse. Sie alle haben ein gemeinsames Problem: Sie verlieren sofort massig an Wert sobald sie die ersten Kilometer auf die Straße bringen, den ersten Besitzer haben und vor allem wenn sie die ersten Wehwehchen bekommen wie ein Kratzer auf dem Kotflügel oder eine Macke an der Felge.

Besonders die ersten Jahre bringen den größten Wertverlust.

Ich bin ein echter Fan des 5er BMWs. Der Startpreis für einen neuen 5er beträgt aktuell €46.100 und wird eher bei über €50.000 liegen, wenn man einen besseren Motor und ein bisschen mehr Ausstattung wählt.

Nach nur 3 Jahren (also Erstzulassung 2014) fangen Gebrauchtwagenpreise auf autoscout24.de schon bei €16.000 an. Ein Wertverlust von 65%!

Ein neuer VW Golf startet aktuell bei €17.850. Nach 3 Jahren fangen Gebrauchtwagenpreise hier bei ca. €9.000 an. Ein Wertverlust von 50%!

Auch hier kommen hohe laufende Kosten hinzu, zum Teil höher als bei einem Gebrauchten. Denn der schöne Neuwagen sollte ja am besten Scheckheft gepflegt sein, um später das bisschen mehr an Verkaufspreis zu erhalten und weil das Auto nicht günstig war, wird meist auch noch eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen.

Wie Du siehst, ist ein Neuwagen ein wahres finanzielles Loch ohne Boden.

Erst recht dann, wenn nicht nur ein Neuwagen gekauft, sondern dieser auch noch finanziert wird. Doppelt hält auch hier besser, denn damit wirst Du für die nächsten Jahre garantiert Dein Vermögen an andere verteilen.

Vermögensfalle #3: Ein zu teures Auto

Ich meine ich hätte den folgenden Tipp bei einem Interview mit Bodo Schäfer (u.a. einer der bekanntesten deutschen Buchautoren zum Thema finanzieller Wohlstand) aufgeschnappt, bin mir jedoch nicht ganz sicher.

Als Daumenregel gelte, dass das Auto nicht mehr als 3 Monatsgehälter kostet sollte.

Leider ist das öfters die Ausnahme als die Regel, denn für viele ist das Auto ein gewisses Statussymbol und Luxus, den man sich gönnt.

Man sollte aber wie gesagt dabei beachten, dass man dann nicht in die Falle tappt, sich ein neues Auto zu kaufen und sich das Ganze auch noch finanziert.

Überlege Dir also gut, ob Du Dir ein solches Auto leisten möchtest und denke immer an die laufenden Kosten. Diese übersteigen vor allem bei teuren und gehobenen Autos die eigene Erwartung und leider auch Mittel. Es lohnt sich also noch vor dem Kauf sich anzuschauen, was die Versicherung, Kfz-Steuer, Reifen, Bremsen und Bremsbeläge, Spritverbrauch, usw. kosten werden, denn das sind alles Kosten, um die Du nicht herumkommen wirst.

Fortsetzung folgt

Soweit zum Thema, warum ich mir die Frage stelle, ob ich wirklich wieder ein Auto kaufen soll und welche Vermögensfallen auf Dich zukommen könnten, wenn man sich unüberlegt ein Auto zulegt. In Teil 2 erfährst Du, welche Alternativen mir bleiben und für welche Option ich mich entscheiden werde.

Weiter zu Teil 2 zu „Brauche ich wirklich ein Auto?“

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Kommentare

2 Antworten zu „Teil 1 – Brauche ich wirklich ein Auto?“

  1. Avatar von Bernd
    Bernd

    Ja, der Beitrag passt. Wenn man keine „Alternativen“ kennt. Als Alternativen für Pendler, die wirklich jeden Tag ein Auto benötigen, nenne ich den „bayrischen Bauernverband“, eine Reitervereinigung in NRW und den „Maschinenring für Landwirte“. Ja, Ihr lest richtig. Bei den Bauernverbänden kann man richtig Geld sparen. Einfach Mitglied werden, sich online anmelden und nach den Kfz Rabattlisten suchen. So bin ich vor vielen Jahren zu einem Renault Grandtour mit BOSE Ausstattung, für ca. 20.000.- € Neupreis gekommen. Da war zu dem Zeitpunkt eine Wahnsinns Ermässigung.

    1. Avatar von Wolfgang
      Wolfgang

      Interessanter Tipp, davon habe ich noch nicht gehört.

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