Die Rückzahlung.
Vor ein paar Tagen erhielt ich die folgende E-Mail von Exporo.
„[…] wir haben heute erfreuliche Nachrichten für Sie als Anleger des Projekts “Wohnen im Weserbergland“. Die Darlehensnehmerin […] hat uns fristgerecht mitgeteilt, von ihrem Recht zur ordentlichen Kündigung zum 31.03.2021 Gebrauch zu machen.“
Grundsätzlich freue ich mich natürlich darüber, dass mein Test auf Exporo damit nach Plan verläuft und ich in Kürze mein Kapital samt Zinsen erhalte.
Zoom out.
In diesem Artikel habe ich damals beschrieben, warum ich die Finger von Immobilien-Crowdfunding, P2P-Krediten & Co. lasse.
Als jemand, der in der Immobilien-Branche arbeitet, hatte ich vor allem zu Immobilien-Crowdfunding eine starke Meinung.
Nichtsdestotrotz habe ich nach dem Motto „nicht schimpfen, ohne es selbst ausprobiert zu haben“ insgesamt drei Plattformen für mich getestet:
- Bondora Go & Grow (P2P)
- Mintos Invest & Access (P2P)
- Exporo Immobilien-Finanzierung
Zu Bondora hatte ich nicht wirklich etwas anzumerken, denn mein eingezahltes Geld hatte ich nach 1-2 Tagen wieder.
Mintos hingehen war leider eine nicht so schöne Erfahrung. Stolze 143 Tage hat es gebraucht, bis ich mein gesamtes investiertes Kapital zurück hatte!
Aus Mintos Invest & Access wurde deshalb eher Mintos Invest & Access.
Mittlerweile sind es bereits 346 Tage, nachdem ich die Rückzahlung angefordert habe und noch immer befinden sich 64% meiner Zinsen „In Recovery“.
Immerhin sind es nur die Zinsen und nicht mein Kapital …
Wie dem auch sei wollte ich hiermit nun auch ein kurzes Update zu Exporo geben.
Zurück zu Exporo.
Ende 2019 hatte ich ein für mich passendes Investment gefunden, eine Revitalisierung von Mehrfamilienhäusern mit anschließendem Verkauf als Eigentumswohnungen.
Auf Basis des Exposés konnte hier eigentlich nur wenig schief gehen.
Es handelte sich um einen erfahrenen Entwickler, dieser hatte bereits erste Projekte auf Exporo erfolgreich abgeschlossen, die Eckdaten der Häuser haben gepasst und das Vorhaben des Entwicklers war simpel.
Wenn man solche Projekte am laufenden Band finanzieren könnte, und mit Geld, das vielleicht sonst nur auf dem Tagesgeldkonto herum liegt, dann kann es für den einen oder anderen durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein.
Aber.
Für mich persönlich (und das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden) ist es nach etwa 18 Monaten experimentieren und und ausprobieren nach wie vor nichts.
1. Das Risiko der (vorzeitigen) Rückzahlung
Meine Beteiligung hatte eine Laufzeit von mindestens 12 bis maximal 24 Monaten.
Die Rückzahlung erfolgt nun nach insgesamt 18 Monaten.
Ich freue mich natürlich, dass das Geld überhaupt zurück gezahlt wird. Aber genau hier ist der Punkt.
Je erfolgreicher das Projekt und je solventer der Darlehensnehmer, desto eher wird (ggf. auch vorzeitig) das Darlehen zurück gezahlt.
Das heißt je schneller beispielsweise der Entwickler in meinem Fall die Privatisierung voran treibt, desto höher ist mein Risiko, dass er das Projekt frühzeitig beendet.
Im Schlimmstfall sitze ich bereits nach 12 Monaten mit einer Rückzahlung in den Händen und muss mir ein neues ähnlich solides Investment für das frei gewordene Kapital suchen.
Wenn es der Darlehensgeber gut mit mir meint, erhalte ich auf die 12 Monate eine Zusatzverzinsung von 0,5-1,0%. Wow.
Auf der anderen Seite, je schlechter das Projekt und je insolventer der Darlehensnehmer, desto später erhalte ich meine Rückzahlung und meine Verzinsung, und muss vielleicht sogar um mein eingesetztes Kapital bangen, wenn der Darlehensnehmer in noch größere Schwierigkeiten kommt.
Das für mich hier die Renditechancen nicht zum Risiko passen, habe ich hier ganz gut beschrieben.
In Kurz: Gut laufende Projekt zahlen mich zu schnell aus und ich erhalte zu wenig vom Upside. Schlecht laufende Projekte könnten sich auf 2-3 Jahre hinauszögern und im Schlimmstfall zu einem 100% Verlust führen — nach 2-3 Jahren Ungewissheit versteht sich.
2. Es ist und bleibt ein illiquides Investment
Wie Festgeld, nur mit mehr Risiko und einer ungewissen Laufzeit.
Ich glaube ich muss hier auch gar nicht weiter ausholen, denn die Natur eines solchen Investments ist klar.
Was mir selbst nur stark aufgefallen ist, ist die Abhängigkeit von der Plattform und dem Darlehensnehmer, vor allem wenn die effektive Laufzeit so ziemlich alles zwischen 12 bis 24 Monaten sein könnte.
Vor allem dann, wenn man größere Summen investiert, ist es wirklich schwer planbar, wann man mit dem Geld wieder rechnen kann. Gerade aufgrund der schwammigen Laufzeit sind schnelle Richtungswechsel wie sie in 2020 nützlich gewesen sind, nicht mehr möglich.
3. Ich hätte mir mehr Updates vom Darlehensnehmer gewünscht
Was die Planbarkeit ebenfalls erschwert ist der Mangel an regelmäßigen Updates. Ein „quartalsweise“ Update gab es also leider nicht.
Seit meiner Investition im Oktober 2019 erhielt ich das erste Update nach 8 Monaten, das zweite nach weiteren 6.
Ich bin froh, dass es überhaupt Updates mit Bildern und einer kurzen Beschreibung gab. Immerhin konnte ich diese als Lebenszeichen für mich deuten.
Wenn ich jedoch wissen möchte, wie es nach Ablauf der Mindestlaufzeit um das Projekt steht, kann es durchaus sein, dass man eine längere Zeit lang nur abwarten und hoffen kann.
An der Stelle der Hinweis, dass ich soweit nur dieses eine Projekt als Erfahrungswert habe. Es wäre also sehr spannend zu sehen, wie es anderen, regelmäßigen, Exporo Investoren geht!
4. Das eigentliche Geld verdient man nicht mit Zinsen
Zu guter Letzt denke ich, dass sowohl Immobilien-Crowdfunding als auch P2P sehr wohl lukrativ sein können.
Nur verdient man dabei nicht mit Zinsen, sondern mit Prämien, sei es mit dem Neukundenbonus oder mit Werbeprämien / Affiliate-Links.
Für Exporo habe ich beispielsweise einen €50 Neukundenbonus genutzt, mit dem ich praktisch sofort 10% Rendite erhalte. Die 5,0% Verzinsung p.a. sind dann schon eher die Kirsche auf der Torte.
Fazit
Unterm Strich möchte ich diese Formen der Kapitalanlage nicht schlecht reden.
Was ich mit meiner kleinen Serie und meinem Selbstexperiment bezwecken wollte ist
… zum einen der Test meiner eigenen Meinung dazu,
… und zum anderen ein möglichst breites Bild zu möglichen und Einschränkungen Risiken zu geben.
Am Ende steht es jedem Einzelnen frei, ob er oder sie in solche Kapitalanlage investiert. Und es gibt sicherlich gute Gründe diese für sich zu nutzen.
Ich für meinen Teil konnte mit diesem Experiment bestätigen, dass Immobilien-Crowdfunding und P2P einfach nicht meine Investmentkriterien erfüllen und es für mich bessere Alternativen gibt.
Aber Feuer frei für Deine eigene Meinung! 🙂
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