Geheimtipp #13 – Der Total Return ist am Ende das, was zählt

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Ich habe mich letztens dabei ertappt, wie ich dann doch wieder bei höheren Dividendenrenditen schwach werde und es mich nach High Dividend Yield Aktien-ETFs oder auch Anleihen-ETFs lüstet.

Von einer Ausschüttungsrendite oberhalb der 3 oder 4 Prozent geblendet zu werden, ohne die Gesamtrendite im Auge zu behalten, kann jedoch sehr teuer werden.

Was meine ich damit.

Eine laufende Dividende, vor allem wenn sie quartalsweise oder noch öfter ausgeschüttet wird, ist eine feine Sache. Ich freue mich über jede Einzelne, denn sie bedeutet zum einen pures Einkommen aus Vermögen, aber zum anderen ist sie auch ein schönes Symbol für den Genuss des Investierens – auch wenn die Kapitalertragsteuer echt weh tut.

Wenn man dann mal auf den Geschmack gekommen ist, möchte man natürlich gerne noch mehr für sein Geld bekommen.

So komme ich z.B. auf die Idee anstatt oder zusätzlich zu einem Vanguard All-World ETF einen Vanguard All-World High Dividend Yield ETF zu besparen.

Auch ein Anleihen-ETF wie der iShares $ Corporate Bond ETF landet dann schnell auf meinem Ideentisch.

Den Total Return im Auge behalten

Dass eine höhere Ausschüttungsrendite am Ende jedoch viel Rendite kosten und nur kurzfristig Glückshormone produzieren kann, zeigt folgender Vergleich:

ETF V. All-World V. All-World High Div. Delta
Ausschüttungsrendite p.a. 2,5% 4,1% +1,6%
Gesamtrendite p.a. (1 Jahr) 12,6% 9,9% -2,7%
Gesamtrendite p.a. (3 Jahre) 11,3% 8,0% -3,3%
Gesamtrendite p.a. (5 Jahre) 7,1% 4,5% -2,6%

Die höhere Dividendenrendite kommt in diesem Fall klar auf Kosten der Gesamtrendite. Leider lagen für beide Vanguard Produkte noch keine Zahlen für eine 10-Jahresbetrachtung vor, aber das Bild wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ähnliches sein.

Es mag zwar verlockend sein sich für eine höhere Dividendenrendite zu entscheiden, aber ein genauer Vergleich der Total Return Performance und natürlich der dahinter liegenden Anlagestrategie lohnt sich.

In dem oberen Beispiel hätte man nämlich ganze 2,6% p.a. an Rendite liegen gelassen, wenn man nach der höheren Ausschüttungsrendite des Vanguard All-World High Dividend Yield  gegriffen hätte. Nach nur 5 Jahren wären das bereits insgesamt 13,7% entgangener Ertrag auf das eingesetzte Kapital!

Mit dieser Rechnung wird mir sehr klar, dass eine höhere Dividende zwar attraktiv klingen mag, sich aber nicht unbedingt lohnt. Bei einem solchen Unterschied im Ergebnis nehme ich lieber die niedrigere Dividendenrendite mit und realisiere eine höhere Ausschüttung durch gezielte Verkäufe, sollte es nötig sein.

Ich definiere übrigens Total Return = Ausschüttungen + Wertänderung – Lauf. Kosten.

Auch bei Anleihen aufpassen

Anleihen sind so eine Sache für sich. Mein Gedankengang war der, dass man mit Anleihen ja ganz gut einen hohen Cash-Anteil „zwischenparken“ kann. Bei über 3,0% Ausschüttungsrendite wäre das bei dem Cash-Anteil, den ich aktuell habe, sogar durchaus lukrativ.

Da jedoch der Preis für einen Anleihen-ETF steigen oder fallen kann, vor allem dann, wenn sich das Zinsumfeld ändert, kann der Total Return jedoch deutlich unterhalb der 3,0% liegen. Erst recht dann, wenn die Duration wie beim iShares $ Corporate Bond ETF mit 9,0 Jahren relativ hoch ist.

Ein für mich weitaus wichtigerer Punkt – gerade weil ich mit einem Anlagehorizont von mehr als 20 Jahren rechne – ist der, dass Anleihen auf lange Sicht tendenziell die schlechtere Gesamtrendite bieten.

ETF V. All-World iSh. Corp. Bond Delta
Ausschüttungsrendite p.a. 2,5% 3,4% +0,9%
Gesamtrendite p.a. (1 Jahr) 12,6% 18,7% +6,1%
Gesamtrendite p.a. (3 Jahre) 11,3% 6,6% -4,7%
Gesamtrendite p.a. (5 Jahre) 7,1% 4,9% -2,2%

Also auch hier nehme ich lieber eine deutlich geringere Dividendenrendite eines Aktien-ETFs in Kauf, da der Unterschied im Total Return den Braten auf lange Sicht fetter werden lässt.

Dabei ist aber natürlich nicht zu vergessen, finde erst eine Geldanlage, die zu Dir passt, und dann die bestmögliche Rendite.

Unterm Strich

Falle nicht sofort auf eine vermeintlich höhere Ausschüttungsrendite. Vergleiche unbedingt erst die Anlagestrategie und den damit erreichten Total Return.

Am Ende zählt der Total Return. Eine zu geringe Ausschüttung kannst Du leicht durch Verkäufe selbst nachholen und profitierst sogar noch von einer Überperformance.

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Kommentare

4 Antworten zu „Geheimtipp #13 – Der Total Return ist am Ende das, was zählt“

  1. Avatar von David
    David

    Sehr guter Beitrag zum Thema Absolute Return während der Sparphase eines Depots. Vielen Dank! In der Entnahmephase könnte ein Dividenden- oder Anleihenkonzept dagegen wiederum Sinn machen, wenn durch die erzielbaren Ausschüttungen eine „ewige Rente“ realisiert werden kann. Das macht unabhängig von Preisschwankungen an der Börse.

    1. Avatar von Wolfgang
      Wolfgang

      Hi David, danke für deinen Kommentar.
      Den Gedankengang hatte ich auch, aber ist nicht genau das die Fallstricke? Ich teile deine Meinung, wenn man annehmen würde, dass die Entnahmephase bereits heute beginnt und man in der Situation lieber auf verlässliche Dividendenzahler setzt als auch Kapitalzuwächse.
      Aber wenn die Entnahmephase erst in 10 oder noch mehr Jahren beginnt, ist es dann nicht sinnvoller die +2% mehr pro Jahr mitzunehmen und damit den Kapitalstock deutlich zu steigern? Eine Umschichtung auf ein Dividenden- oder Anleihenkonzept zu Beginn der Entnahmephase oder kurz davor ist ja dann immer noch möglich, nur ist dann das verfügbare Kapital um ein X-faches höher als wenn man von vorn herein mit einem Dividenden- oder Anleihenkonzept begonnen hätte.

  2. Avatar von Tom
    Tom

    Deine Schlussfolgerung, Dividende = weniger Total Return ist meiner Meinung nach zu oberflächlich.
    Vielleicht liegt es ja daran, dass Value seit langem schlechter läuft als Momentum … und wenn die Kurse bröckeln und Substanz wieder mehr zählt läuft der DividendenFonds auch im Total Return besser?

    1. Avatar von Wolfgang
      Wolfgang

      Hi Tom,

      die Schlussfolgerung ist weniger die, dass „weil eine Dividende gezahlt wird kommt weniger TR bei rum“, sondern eher die, dass man sich von einer saftigen Dividende oder z.B. auch einer öfteren Auszahlung nicht blenden lassen sollte.

      Das Subset FTSE All World High Dividend Yield, welches im Vergleich zum FTSE All World schlichtweg auf Unternehmen mit überdurchschnittlichen Dividenden setzt, war dabei ein gutes Beispiel, da hier schnell (zumindest war das bei mir so) die Augen groß werden bei einer >4% Dividende p.a.

      Der Renditeunterschied kann, wie du sagst, durchaus an Faktoren wie Value, Momentum, Quality, usw. liegen, sodass das Ergebnis über die Zeit durchaus anders aussehen kann. Ein gutes Beispiel ist hierfür der MSCI World und sein Subset MSCI World High Dividend Yield. In den letzten Jahren lief der MSCI World analog zum FTSE All World besser als sein HDY Subset. Zur Auflegung (ab 1995) sieht die Sache wieder anders aus, da schien der MSCI World HDY den besseren Lauf gehabt zu haben, so sehr dass ein Investment in 1995 immer noch besser läuft als der MSCI World.

      Unterm Strich völlig richtig was du sagst. Mir ging es aber mehr darum den TR insgesamt nicht außer Acht zu lassen, wenn mal wieder eine schöne Ausschüttungsrendite oder was auch immer an Leckerbissen vor den Augen herum springt 🙂

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