„Meine Eltern möchten ein wenig selbst für ihre Rente vorsorgen.“
Mein bester Freund hatte mich diese Woche um Rat gebeten. Seine Eltern möchten ein wenig selbst für ihre Rente vorsorgen und suchen dafür nach einer geeigneten Lösung.
Vor allem weil sie einen Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren haben, aber möglichst wenig Aufwand mit ihrer Anlage haben möchten, sind für mich Indexfonds/ ETFs die einfachste, kostengünstige, zeitsparendste und langfristig profitabelste Lösung – Profitabelste in jedem Fall dann, wenn ich Kosten, Liquidität und Zeitaufwand dagegen halte.
Genau deshalb ist – nach meinem Finanzpolster – mein diversifiziertes Portfolio auf Basis von drei ETFs meine wichtigste Vermögensstufe.
Dank kostenloser Sparpläne kann man die Vorsorge sogar auch fast automatisch laufen lassen.
Wie dem auch sei, weil mit Sicherheit nicht nur die Eltern meines besten Freundes nach einer solchen Lösung suchen, habe ich mich entschieden meine gestrige Email an ihn mit Dir zu teilen.
Vielleicht bietet sie ja auch dir einen guten Rat, Inspiration oder auch Grundlage für eine Diskussion. 🙂
Und ab.
Betreff: (M)ein diversifiziertes ETF Portfolio als Sparplan; Datum: 30.05.2018
Moin,
zuerst einmal wie es bei mir aussieht. Ich investiere derzeit in die folgenden drei ETFs:
Markt | Europa | Nordamerika | Entwicklungsländer |
---|---|---|---|
Index | STOXX 600 | MSCI USA | MSCI Emerging Markets |
ETF-Anbieter (ISIN) | iShares (DE0002635307) | Xtrackers (IE00BJ0KDR00) | Amundi (LU1681045370) |
Fondsvolumen | € 6,9 Mrd. | € 3,5 Mrd. | € 3,8 Mrd. |
Ausschüttung | Ausschüttend | Thesaurierend | Thesaurierend |
Kostenquote (TER) | 0,20% p.a. | 0,07% p.a. | 0,20% p.a. |
Replikation | Physisch | Physisch | Synthetisch |
Grds. fehlt hier noch der Pazifik (hauptsächlich Japan und Australien). Da dieser Teil jedoch max. 10% meines Portfolios ausmachen würde und ich hierfür noch keinen für mich passenden ETF finden konnte, bleibt der Pazifik erstmal außen vor.
Bei der Gewichtung zwischen Europa und Nordamerika orientiere ich mich grob an dem BIP der jeweiligen Märkte. Ich halte mich um ehrlich zu sein nicht strikt an diese Verteilung, aber dass Ziel ist zumindest 40:40:20 langfristig grob beizubehalten.
Mein Depot und meine Käufe werden über onvista abgewickelt. Das Depot ist kostenlos und mit dem Freebuy-Angebot zahle ich €0,80 pro Kauf, was sehr günstig ist. Ich habe nämlich aktuell keine Sparpläne, sondern versuche manuell aber dafür regelmäßig zu investieren, so wie es mir eben passt. Abgesehen davon sind zwei meiner ETFs (derzeit) nicht über kostenlose Sparpläne verfügbar.
Mehr dazu hier. Dort findest du auch meine Kriterien für einen guten ETF (dazu gehören u.a. Fondsvolumen, Kostenquote, usw.).
Wenn deine Eltern das ganze als Sparplan besparen und möglichst wenig Aufwand haben möchten, ändert sich hier ein wenig.
Auch wenn viele Depots kostenlos sind, solltet ihr darauf achten, dass die Kosten für die monatliche oder auch quartalsweise Ausführung des Sparplans möglichst günstig und am besten natürlich kostenlos ist.
comdirect bietet hierzu zum Beispiel 90 ETFs an, die kostenlos bespart werden können. Dies scheint aber nur eine begrenzte Werbeaktion zu sein. Außerdem habe ich dort für mich keine passenden ETFs gefunden.
onvista, mittlerweile Tochter der comdirect, bietet derzeit 80 ETFs, die ebenfalls kostenlos bespart werden können. Hier wurde ich schon eher fündig. Ein Portfolio könnte demnach folgendermaßen aussehen:
Markt | Europa | Nordamerika | Entwicklungsländer |
---|---|---|---|
Index | STOXX 600 | MSCI USA | MSCI Emerging Markets |
ETF-Anbieter (ISIN) | iShares (DE0002635307) | Lyxor (FR0010296061) | iShares (IE00B0M63177) |
Fondsvolumen | € 6,9 Mrd. | € 0,9 Mrd. | € 5,1 Mrd. |
Ausschüttung | Ausschüttend | Ausschüttend | Ausschüttend |
Kostenquote (TER) | 0,20% p.a. | 0,25% p.a. | 0,75% p.a. |
Replikation | Physisch | Synthetisch | Physisch (Sampling) |
Das gute an Sparplänen ist, dass sie bereits ab €50 monatlicher Sparrate, manchmal schon ab €25 angeboten werden. D.h., wenn deine Eltern €300 monatlich investieren möchten, könnten die Sparraten von oben nach unten €120, €120 und €60 betragen (Verhältnis 40:40:20 eben).
Wie gesagt, das Verhältnis ist nur eine grobe Orientierungshilfe, die nicht strikt eingehalten werden muss. Ihr solltet jedoch 1 mal im Jahr nachschauen, wie die aktuelle Verteilung ist und ggf. durch Nachkäufe nachjustieren.
Wenn ich mich nicht mal um das Rebalancing kümmern möchte, dann gibt es für mich unter den kostenlos sparplanfähigen ETFs nur den iShares MSCI World. Dividenden werden dabei thesauriert, sodass ich mich auch nicht um das Re-investieren der Dividenden kümmern muss. Und das bei einer günstigen Kostenquote und geringer Tracking Differenz.
Je länger ich darüber nachdenke, desto passender finde ich den MSCI World als einzigen ETF. Damit haben sie den geringsten Stress, wenn sie sich nicht mit dem Thema Börse auseinandersetzen möchten und es gibt auch weniger Stellschrauben was die Sparplanfähigkeit und mögliche Alternativen in der Zukunft angeht. Hier die Details zum ETF, ebenfalls bei onvista erhältlich:
Markt | Industrieländer |
---|---|
Index | MSCI World |
ETF-Anbieter (ISIN) | iShares (IE00B4L5Y983) |
Fondsvolumen | € 12,2 Mrd. |
Ausschüttung | Thesaurierend |
Kostenquote (TER) | 0,20% p.a. |
Replikation | Physisch (Sampling) |
Für was auch immer sich deine Eltern oder vielleicht auch du entscheiden mögt, sind in jedem Fall das A und O meiner Meinung nach:
- Regelmäßig und langfristig investieren (d.h. 10 Jahre und mehr) und auf keinen Fall in Panik anfangen wieder zu verkaufen, wenn die Kurse fallen. Im Gegenteil, bei so breit aufgestellten und weltweit diversifizierten Fonds bietet Panik an den Märkten gute Möglichkeiten für Nachkäufe, um den eigenen Einstiegskurs weiter zu drücken. Am besten schließen deine Eltern mit sich selbst eine Art Vertrag ab, der sie gedanklich dazu zwingt nur dann zu verkaufen, wenn ein absoluter Notfall herrscht (für den eigentlich ja mein Finanzpolster dient) oder sie in Rente gehen. Diese Idee hab’ ich aus Benjamin Graham’s Buch The Intelligent Investor und finde sie gar nicht mal so dumm.
- Die Kosten über die Jahre im Auge behalten. Das betrifft die Kostenquote des ETFs aber auch die Kosten für den Sparplan. Wild herumspringen bringt auch hier nichts, aber langfristig macht es schon einen Unterschied, ob der Fonds 0,20% p.a. oder 1,00% p.a. oder die Ausführung des Sparplans jedes mal €5-10 kostet.
Wenn man diese Punkte beachtet, ist es fast schon egal, ob man nur in den MSCI World investiert, oder USA + Europa + Entwicklungsländer, oder was auch immer. Solange wir alle langfristig investieren, sollte für uns alle eine schön Rendite bei rum kommen. Das zeigt auch ganz gut das DAX Renditedreieck. Egal in welchem Jahr man nach 1968 in den DAX investiert hat, bei einer Haltedauer von mindestens 10 Jahren gibt es praktisch kaum einen Zeitpunkt, bei dem man eine negative Rendite nach diesen 10 Jahren hätte. Und das obwohl die Ölkrise, Dot-Com Blase, Finanzkrise und so weiter dazwischen lagen. Und selbst wenn man 1999 gekauft und 2009 bei einer Rendite von -1.5% p.a. gelegen hätte, dann wäre man in den Jahren 2012-2017 schon wieder im Plus. Außerdem hätte man nach der Dot-Com Blase Anfang 2000 und nach der Finanzkrise ganz gut und “günstig” wieder nachkaufen können.
PS: Ich habe bewusst das Thema Anleihen und Rohstoffe ausgelassen. Ich persönlich halte nicht viel von diesen Assetklassen, zumindest deshalb nicht, weil ich langfristig investiere und Aktien langfristig gesehen die bessere Rendite bringen. Zum Schluss müssen sich aber deine Eltern wohl mit ihrer Anlagestrategie fühlen, sonst funktioniert es am Ende so oder so nicht, egal welche Strategie sie wählen.
Ich hoffe diese “kleine“ Zusammenfassung hilft euch bei eurer Entscheidung. Lass mich gerne wissen, wenn ihr Fragen habt.
Gruß,
Wolfgang
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