Wechsel von OnVista zu DEGIRO
Wie Du vielleicht bislang in meinen Empfehlungen lesen konntest, war ich ein echter Fan des Free-Buy Depots von OnVista und habe dieses wärmstens empfehlen können (ich verdiene mit meinen Empfehlungen übrigens keinen einzigen Cent).
Vor allem in Zeiten, in denen ich auf Aktien-Shoppingtour bin und gleichzeitig die Märkte sehr aktiv sind, stieß mein OnVista Depot leider an seine Grenzen.
Erstens, die bis zu 5 Free-Buys pro Monat reichen in solchen Zeiten einfach nicht aus. Im vergangenen Monat habe ich etwa 40 verschiedene Käufe ausgeführt. Sobald die Free-Buys (€ 2,00 pro Transaktion im außerbörslichen Handel; früher sogar nur € 0,80) aufgebraucht sind, steigen die Kosten auf € 5,99 zzgl. 0,25% des Ordervolumens und zzgl. Handelsplatzgebühren von weiteren € 2,00 (pauschaliert) – mal davon abgesehen, dass man für die 5 Free-Buys mindestens € 25.000 auf dem Verrechnungskonto liegen haben muss.
Die Transaktionskosten für ein Ordervolumen von € 1.000 betragen demnach € 10,49 bzw. 1,05%. Im Vergleich zu anderen Anbietern immer noch ok, aber nicht die günstigsten Konditionen unterm Sternenhimmel.
Zweitens, spätestens beim Verkauf fallen immer die vollen Kosten an. Free-Buys können hierfür nicht genutzt werden, was sehr ärgerlich ist, wenn ich z.B. wie in diesen Zeiten aus Gold und Anleihen in Aktien umschichte.
Drittens, und für mich das größte KO-Kriterium, die Plattform ist einfach zu langsam. Abgesehen davon, dass auch so des öfteren Orderaufträge mehrmals abgegeben werden müssen, bis sie endlich verarbeitet werden (tlws. wohl auch durch die Internetverbindung bedingt), lag das System praktisch lahm in den vergangenen Wochen wo es richtig rund an den Börsen ging. Ein Depot, dass aber abkratzt, wenn ich gerade dann aktiv sein möchte, kann ich nicht gebrauchen.
Viertens, und ebenfalls ein großes KO-Kriterium, es ließen sich seltsamerweise nicht immer US-Aktien handeln. Ich denke, dass dies ggf. damit zu tun hatte, dass mein Depot vielleicht nicht die nötige Freigabe hatte, wobei ich nicht verstehen konnte, warum ich eine 3M handeln konnte, eine Walt Disney jedoch nicht. An der Stelle hatte ich bereits aufgegeben was OnVista angeht.
Mein neuer Favorit DEGIRO
Bei der Suche nach einer fähigen Alternative, die sowohl günstiger als auch performanter ist, bin ich bei dem niederländischen Anbieter DEGIRO gelandet.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, hier mein Anforderungsprofil:
- Kostenloses Depot
- Kauf von Aktien (insb. auch US-Titel) , Anleihen und ETFs
- Möglichst günstige Transaktionskosten für Kauf (und Verkauf)
- Kostenlose Dividendenverarbeitung
- Übersichtliche Gestaltung meiner laufenden Positionen
- Performante Web-Oberfläche
- Automatisches W-8 Formular für die Verringerung der US-Quellensteuer
Kostenlose ETF Sparpläne waren für mich demnach weniger relevant.
Auch sind Produkte, die über Aktien, Anleihen und ETFs hinausgehen für mich nicht relevant.
So, jetzt aber zum eigentlichen Thema, was kostet der Spaß in de Realität.
DEGIRO Basic
Bei der Anmeldung hat man die Wahl zwischen der Basic und der Custody Depotvariante. Ich habe mich für Basic entschieden.
Man muss zwar damit leben, dass (nach meinem letzten Kenntnisstand) bis zu 30% meines Portfolios von DEGIRO zur Wertpapierleihe genutzt werden kann, aber das ist bei dem Anbieter und dieser Größenordnung für mich kein Risiko.
Ein für mich wichtiger Unterschied zum Custody Depot ist jedoch, dass die Dividendenverarbeitung kostenlos ist. Beim Custody Depot, wo keine Wertpapierleihe stattfindet, kostet die Verarbeitung von Dividenden stolze € 1,00 zzgl. 3,0% (maximal. 10% der Gesamtdividende).
Bis hier hin ist für mich das DEGIRO Basic Depot erstmal kostenlos.
Laufende Kosten
Einzahlung per SOFORT-Überweisung
Eine Einzahlung ist per normaler Überweisung möglich, welche etwa 2 Bankarbeitstage braucht, dafür aber kostenlos ist, als auch per SOFORT-Überweisung.
Die SOFORT-Überweisung kostet € 1,00 pro Ausführung, der Betrag ist dafür aber wirklich SOFORT verfügbar – hat also auch so seine Vorteile, wenn es eilig ist.
Auszahlungen auf das verbundene Girokonto sind kostenlos und dauern ebenfalls etwa 2 Bankarbeitstage. Die Dauer liegt sehr wahrscheinlich daran, dass ich ein deutsches Girokonto habe, das Verrechnungskonto jedoch ein niederländisches ist.
Einrichtung von Handelsmodalitäten
Auf DEGIRO gibt es keine Depotgebühren. Für den Handel an ausländischen Börsenplätzen wird jedoch eine Gebühr von € 2,50 pro Handelsplatz pro Jahr berechnet.
In meinem Fall habe ich z.B. über Xetra und Frankfurt hinaus noch an der New York Stock Exchange gehandelt. Dafür werden mir ab jetzt € 2,50 pro Jahr in Rechnung gestellt.
Ich finde das absolut fair und günstig, wenn du mich fragst, denn damit öffnen sich für mich neue Märkte. In meinem Fall kommen auch nicht wirklich mehr Handelsplätze hinzu, sodass die Kosten überschaubar bleiben.
GMF – Geldmarktfonds
DEGIRO – so wie ich es verstehe jedenfalls – hat keine klassische Banklizenz um auch Geldvermögen der Anleger auf einem Konto zu verwalten. Mein Guthaben wird deshalb bis zur Verwendung über den Morgan Stanley Geldmarktfonds angelegt.
Aufgrund der aktuellen negativen Einlagezinsen ergeben sich daraus Kosten, statt Erträge. DEGIRO kommt derzeit für die Verwaltung der ersten € 2.500 auf.
Wenn jedoch mehr Geld eingezahlt wurde, fallen Kosten für mich an. Wie du siehst stehen bei mir aktuell € 0,87 auf der Uhr.
Ich habe die Kosten selbst in der Hand, aber es ist wirklich nervig im Auge zu behalten, wie hoch mein Guthaben ist. Um möglichst nicht über die € 2.500 Grenze zu kommen, muss ich deshalb öfters auf die SOFORT-Überweisung zurück greifen, wenn ich dann doch kurzfristig investieren möchte. Doch genau das verursacht dann Kosten an anderer Stelle.
Bislang ist das jedoch der einzige wirklich nennenswerte Negativpunkt für mich.
Transaktionskosten
Für mich sind derzeit genau 3 Handelsplätze relevant, mit folgender Priorisierung.
Xetra
Für den Handel an der Xetra fallen € 2,00 zzgl. 0,18% des Ordervolumens an (max. € 30,00).
Ich finde das unglaublich günstig. Wie du an meinem Kauf von Paypal siehst, sind das gerade mal 0,25% des Ordervolumens insgesamt.
Ich denke günstiger kommt man heute nicht an Aktien. Selbst mit dem € 2,00 OnVista Free-Buys wäre man insgesamt wahrscheinlich schlechter gefahren, da der Bid-Spread der Xetra besser sein dürfte als im außerbörslichen Handel.
Frankfurt
Wenn die von mir ausgesuchte Aktie nicht über Xetra gehandelt wird (kommt des Öfteren bei US-Firmen vor, die in Deutschland weniger häufig gehandelt werden), greife ich auf den Frankfurter Börsenplatz zurück.
Die Kosten betragen € 7,50 zzgl. 0,09% des Ordervolumens.
Für Beträge unter € 1,000 wäre demnach Frankfurt nicht unbedingt günstig (in meinem Beispiel 1,27% des Ordervolumens insgesamt), dafür finde ich das immer noch günstig im Vergleich zu anderen Brokern und erschließt mir weitere Listen an Aktientiteln.
NYS
Für den Fall, dass meine Wunschaktie weder an der Xetra noch an der Frankfurter Börse gehandelt wird, oder aufgrund von Währungseffekten ein erhöhter Spread besteht (einfach gesprochen, die Aktien ist in Euro umgerechnet günstiger an der NYS als in Frankfurt), wähle ich den Weg über die New York Stock Exchange.
Das kann sich durchaus lohnen, wenn die Aktie z.B. nur an der Frankfurter Börse gehandelt wird und das Tradingvolumen gering ist.
Die Kosten betragen € 0,50 zzgl. 0,004 USD pro Aktie. Wenn das Depot wie in meinem Fall in Euro geführt wird, kommen beim Handel in USD noch 0,1% für den Währungswechsel hinzu.
In meinem Fall waren es trotz einem sehr kleinem Betrag von knapp über € 400 gerade mal 0,13%. Meine Alternative hier war hier die Frankfurter Börse und zu dem Zeitpunkt lag der Preisunterschied inkl. Transaktionsgebühren zugunsten der NYS.
Dividenden
Das Basic Depot bietet wie gesagt eine kostenlose Dividendenverarbeitung.
Im Falle von ausländischen, und in meinem Fall hauptsächlich US-Aktien wären lediglich die 0,1% für den Währungswechsel zu beachten.
Die Reduktion der Quellensteuer auf 15% hat übrigens gut und nach Bestätigung des W-8 Formulars ohne weiteres Zutun von meiner Seite problemlos geklappt.
Fazit
Alles in allem bin ich wirklich zufrieden mit meiner Entscheidung auf DEGIRO zu wechseln. Aus diesem Grund ist DEGIRO nun auch meine neue Nr.1 Empfehlung für ein kostenloses Depot.
Die Transaktionskosten sind sehr günstig (soweit ich sehen kann sogar die günstigsten im Vergleich), die Plattform ist einfach zu bedienen, übersichtlich und sehr schnell, und mir fehlt es sonst an nichts. Lediglich eine Verbesserung der Watchlist wäre für die Zukunft wünschenswert.
Was mir definitiv nicht gefällt sind die Kosten für die Verwaltung von Guthaben oberhalb der € 2.500 Grenze. Ich denke jedoch, um weiterhin günstige Transaktionskosten anbieten zu können, führt da kein Weg dran vorbei, solange die Einlagezinsen negativ bleiben.
Auch werde ich mein OnVista Depot weiter laufen lassen müssen, denn der Depotübertrag kostet € 10 pro Position. Auch keine Seltenheit, aber aus diesem Grund werde ich erstmal OnVista beibehalten.
Zu guter Letzt noch zwei weitere interessante bzw. wichtige Infos.
DEGIRO bietet auch eine iPhone App an. Ich nutze diese zwar nicht für den Handel, aber es ist sehr praktisch diese Option zu haben.
Um einiges wichtiger zu wissen ist es jedoch, dass DEGIRO keine Kapitalertragssteuer abführt. Kapitalerträge sind somit im Rahmen der jährlichen Steuererklärung unbedingt anzugeben 😉 DEGIRO erstellt hier wohl jährlich eine hilfreiche Jahresübersicht.
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