Der eigentliche Grund, warum ich früh investieren sollte

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Der Klassiker,

warum ich früh anfangen sollte zu investieren ist der Zinseszins.

Die Geschichte geht dann so weiter, dass wenn ich mein Vermögen verzinst bekomme und ich diese Zinsen über die Zeit immer wieder reinvestiere, mein Gesamtvermögen langfristig exponentiell wächst.

Man sieht dann oft solche Graphen, die das Ganze verdeutlichen sollen:

Ich vergleiche hier jemanden, der jedes Jahr eine Rendite von 10% auf sein Vermögen erhält, die Zinsen jedoch unter seinem Kopfkissen bunkert (graue Linie) mit jemanden, der die selben 10% Zinsen auf sein Vermögen erhält, jedoch alle Zinsen sofort wieder reinvestiert (grüne Linie).

Und klar, 10% pro Jahr sind sportlich, ich weiß, aber der Effekt bleibt der gleiche, selbst wenn es „nur“ 3% pro Jahr sind oder die „graue“ Person einfach nur einen fixen Betrag sparen würde.

Soweit ist das ja alles in Ordnung und verstanden.

Dem Klassiker sein großer Bruder

Nicht so klar war mir, dass es noch einen viel wichtigeren Grund gibt, warum es sich lohnt so früh wie möglich anzufangen zu investieren.

An dieser Stelle ein Dankeschön an Kolja Barghorn von Aktien mit Kopf und sein sehr spannendes Interview mit Kenneth Keil.

Die Rede ist von der Erfahrung, die man beim Investieren über die Zeit sammelt.

Während der Zinseszins meinem Vermögen hilft, exponentiell zu wachsen, hilft mir jede einzelne Erfahrung die ich mache (exponentiell) bessere Entscheidungen zu treffen, mit schwierigen Situationen besser umgehen zu können oder einfach Fehler zu vermeiden.

Exponentiell deshalb, weil jede neue Erfahrung auf ihre eigene Art „reinvestiert“ wird und die Basis meiner Erfahrung, auf die ich zurückgreifen kann, immer weiter erhöht.

Weil ich ein visueller Mensch bin, habe ich wieder zwei Personen miteinander verglichen, bei der die eine Person 10 Jahre später damit anfängt Erfahrungen zu sammeln (graue Linie).

Deswegen wünsche ich mir ich hätte schon mit 20 oder noch früher mit dem Anlegen von Geld angefangen. Klar, auch deshalb weil ich im Nachhinein gutes Geld verdient hätte, aber vor allem weil ich einfach unglaublich viel Erfahrung gesammelt hätte.

  • Ich hätte den einen oder anderen Knick an den Börsen und in meinem Depot, vielleicht sogar die Finanzkrise an eigener Haut miterlebt;
  • ich hätte vielleicht Geld mit irgendwelchen Hebelprodukten und anderen exotischen Finanzinstrumenten verloren;
  • ich hätte vielleicht viel Geld für Transaktionsgebühren, Managementgebühren und Ausgabeaufschläge aus dem Fenster geworfen; oder
  • ich hätte vielleicht viel früher für mich erkannt, dass es sich lohnt langfristig zu investieren und Krisen auch einfach Mal auszusitzen als in Panik das Geld sofort wieder abzuziehen.

Aber gerade weil ich so früh angefangen hätte, hätte ich im Schlimmstfall vielleicht €100 hier und maximal €1.000 dort verloren, denn mehr Geld stünde mir zu der Zeit nicht zur Verfügung. Und auch wenn zu der Zeit selbst €100 schmerzhaft sein können, könnte mir genau diese Erfahrung später €10.000 oder oder noch größere Verluste ersparen.

Je länger man damit wartet, desto kostspieliger wird es

Jetzt vergleiche das Mal mit einem 35 jährigen Familienvater, der vielleicht schon €100.000 angespart hat, aber noch keine Erfahrung in Sachen Geldanlage oder Aktienmärkte hat.

Wenn Du mich fragst ist die Gefahr dann groß, dass beim Versuch das Geld richtig anzulegen ein Teil des Vermögens für Ausgabeaufschläge drauf gehen. Das sind dann schon Mal die ersten €3.000 Minus.

Dann ist es leider kein ETF, sondern ein aktiv gemanagter Fonds geworden, der gerne Mal jährlich 1,5% an Verwaltungsgebühren kostet. Das sind dann noch Mal €1.500 pro Jahr. Wenn der Fonds also nicht mindestens 1,5% Gewinn pro Jahr macht, frisst auch diese Gebühr langsam das Vermögen auf.

Und dann kommt noch die Nachricht, dass die Zinsen weiter ansteigen und die ersten Märkte Schwierigkeiten bekommen. Über Nacht kann so der Börsenwert gern Mal um 30% in den Keller rauschen.

Allein in den letzten zwei Wochen ist der DAX um 10% gefallen und das obwohl nicht wirklich etwas passiert ist.

Die klassische Reaktion – vor allem wenn man an die Familie denken muss und solche Situationen noch nicht durchlebt hat – wäre dann „rette was es noch zu retten ist und nie wieder Börse!“. Auf ein Mal sind von den €100.000 noch etwa €60-70.000 übrig.

Im Vergleich, derjenige, der mit 20 die gleichen 30-40% Verlust gemacht hat, aber nur €1.000 im Spiel hatte, wird anderen mit 35 meilenweit voraus sein. Panikverkäufe an den Märkte werden dann auf ein Mal zu Chancen als ein Beispiel.

„Hätte, hätte…“

Ich selbst habe leider verhältnismäßig spät damit angefangen echtes Geld an der Börse anzulegen und wirklich aktiv zu werden. Das heißt aktuell schaue ich auf „nur“ ein paar Jahre echter Börsenerfahrung zurück. Dabei habe ich trotzdem versucht möglichst klein anzufangen, um mein Lehrgeld so weit es geht klein zu halten.

Und Lehrgeld habe ich auch gezahlt, zum Teil für sehr hohe Transaktionsgebühren, zum Teil für Kauforders, die deutlich über dem eigentlichen Kurswert ausgeführt wurden, usw.

Die Erfahrung daraus ist für mich jedoch Gold wert, denn sie gibt mir mit der Zeit einen immer größeren Vorteil bei immer größer werdenden Einsätzen. Wie wenig mich Panik an den Märkten wirklich stört und wie viel auf und ab ich in meinem Depot wirklich verkraften kann, wird sich jedoch noch zeigen müssen.

Anders als früher, sehe ich es jedoch nicht so schlimm, wenn man spät oder erst jetzt damit anfängt sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mittlerweile gibt es viele und vor allem kostenlose Quellen, um sich zumindest ein Grundwissen aufzubauen und die gröbsten Fehler zu vermeiden. Auf diejenigen zu schauen, die schon mit 15 ihre erste Aktie gekauft haben ist da nur kontraproduktiv – es sei denn man kann etwas von ihnen lernen.

Nicht umsonst heißt ein chinesisches/ afrikanisches Sprichwort (je nachdem, wem man glauben soll): „Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der nächstbeste ist jetzt.“

In diesem Sinne, gutes Gelingen!

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